Kirchen und Kapellen

Seit wann es in Balzers ein christliches Gotteshaus gibt, ist nicht bekannt. Doch bereits im 9. Jahrhundert sind zwei Kirchen erwähnt, 1305 ist erstmals eine Pfarrkirche urkundlich belegt. Das Recht der Pfarrbesetzung hatte der Eigentümer der Burg Gutenberg. Dieses Patronatsrecht hatten seit 1314 die Habsburger inne und gelangte 1824 mit dem Kauf der Burggüter an die Gemeinde Balzers.

Bei den beiden im churrätischen Urbar von 842 aufgeführten Kirchen handelt es sich zum einen wohl um die um 1780 abgebrochene Kapelle St. Donatus auf Gutenberg, wo sich bis ins 12. Jahrhundert auch ein grösserer Friedhof befand; zum anderen wohl um die Kapelle, die 1305 zur Pfarrkirche erhoben wurde. Ihr Standort stimmt vermutlich mit demjenigen der 1795 abgebrannten Pfarrkirche überein.

Pfarrkirchen

Balzers hatte im Verlauf der Geschichte mehrere Pfarrkirchen an verschiedenen Standorten.

 

 

Die 1795 abgebrannte Pfarrkirche

Beim verheerenden Dorfbrand von 1795 wurde bei starkem Föhn Pfarrkirche, Pfarrhof und 34 Wohnhäuser samt Stallungen ein Raub der Flammen. Drei Menschen fanden den Tod. Die abgebrannte Kirche stand damals am nördlichen Dorfrand von Balzers. Teile der dazugehörigen Friedhofsmauer mit Torbogen sind heute noch vorhanden. Der ungefähre Standort der zerstörten Kirche wird seit 2011 mit einem Kubus und einer Steinplatte auf dem Areal des Alten Pfarrhofs gekennzeichnet.

Balzner Brandstättenplan (Ausschnitt) mit der abgebrannten Pfarrkirche

 

 

gezeichnet von Baumeister Josef Ferdinand Weirather, Feldkrich, 1796 (Amt für Kultur, Landesarchiv, Vaduz, LI LA PK 0183)

Die Pfarrkirche von 1807

Nach der Zerstörung der alten Pfarrkirche wurde 1805 bis 1807 die neue Pfarrkirche St. Nikolaus nordöstlich des vorherigen Standorts errichtet. Ab den 1870er-Jahren wurde mehrmals über eine Vergrösserung der Kirche beraten; 1906 entschied sich der Gemeinderat schliesslich gegen eine Vergrösserung und für einen Kirchenneubau in der Mitte der beiden Ortsteile Balzers und Mäls. Die Kirche auf der Egerta wurde 1926 bis auf den Turm abgerissen.

Pfarrkirche von 1807 mit Friedhof, Aufnahme um 1900

 

 

Foto: Würthle & Sohn, Salzburg (Amt für Kultur, Landesarchiv, Vaduz LI LA B 11Ba.2/003/002)

Die heutige Pfarrkirche St. Nikolaus

Unterhalb der Burg Gutenberg an zentraler Lage wurde nach Plänen des fürstlichen Hofarchitekten Gustav Ritter von Neumann von 1909 bis 1912 die heutige katholische Pfarrkirche St. Nikolaus im neuromanischen Stil erbaut. Fürst Johann II. von Liechtenstein übernahm zwei Drittel der Baukosten. Ihm zu Ehren benannte die Gemeinde Balzers anlässlich seines 50-jährigen Regierungsjubiläums die Kirche als «Fürst-Johann-Jubiläumskirche».

1966 wurde der Friedhof eingeweiht, bis dahin hatten die Verstorbenen ihre letzte Ruhestätte auf dem Friedhof der alten Pfarrkirche gefunden. 1992 wurde eine neu errichtete Friedhofskapelle eingeweiht und 2010 eine unter der Sakristei neu eingerichtete Kapelle.  

Die heutige Pfarrkirche

St. Nikolaus am Fusse des Burghügels

 

 

Foto: Heinz Preute, Triesen

Kapellen

 

Kapelle St. Peter

Die zur Pfarrei Balzers gehörige Kapelle St. Peter in Mäls zählt zu den ältesten erhaltenen Sakralbauten Liechtensteins. Die kleine Kapelle wurde um 1300 errichtet und war ursprünglich wohl eine private Hauskapelle. Zusammen mit dem mittelalterlichen Turmhaus bildete sie vermutlich das Zentrum eines herrschaftlichen Gutshofs und gilt als Kern der Siedlung Mäls.

Die mittelalterliche

Kapelle St. Peter im Ortsteil Mäls

 

 

 

Foto: Martin Walser, Vaduz

Kapelle Mariahilf

Die Ursprünge der zur Pfarrei Balzers gehörenden Kapelle Mariahilf sind unklar. Bauliche Untersuchungen deuten darauf hin, dass sie frühestens im 16. Jahrhundert errichtet wurde. Das heutige Aussehen der Kapelle beruht im Wesentlichen auf bauliche Veränderungen in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

Die Kapelle ist für Hochzeitsfeiern äusserst beliebt.

Die Kapelle Mariahilf im Ortsteil Mäls

 

 

 

Foto: Martin Walser, Vaduz

Kapelle La Salette im Haus Gutenberg

Zu den jüngeren Sakralbauten in der Pfarrei Balzers gehört die Kapelle im Haus Gutenberg. Sie hat die Funktion einer öffentlichen Hauskapelle, ist ein Ort für Gottesdienste und dient als Gebets- und Meditationsraum. Die Kapelle wurde 1963 bis 1964 zusammen mit einem Erweiterungsbau des Haupthauses aus dem 19. Jahrhundert realisiert.

 

Den aktuellen Gottesdienstplan finden Sie im Infoblatt «Pfarrei aktuell» auf der Webseite der Pfarrei Balzers.

Kapelle La Salette im Haus Gutenberg

 

 

 

Foto: Roland Korner, Triesen

Kapelle der Burg Gutenberg

Der Vaduzer Bildhauer und Architekt Egon Rheinberger (1870–1936) erwarb 1905 die Burgruine Gutenberg und baute sie bis 1910 im Sinne der Burgenromanik wieder auf. Nordöstlich der Hauptburg errichtete er neu eine pittoreske Gebäudegruppe mit Kapelle und «Kaplanei» zur privaten Andacht. 2005 bis 2010 wurde der gesamte Bereich renoviert.

Die Kapelle ist seither öffentlich zugänglich, doch können dort nur nicht-katholische Trauungen und Andachten gefeiert werden, weil die Kapelle nicht nach kanonischem Recht als katholische Kapelle errichtet und nicht nach den liturgischen Vorschriften geweiht ist. 

Blick ins Innere der Burgkapelle

 

 

 

Foto: Roland Korner, Triesen