Haus Gutenberg

Das Haus Gutenberg dient seit über 30 Jahren als Bildungs- und Seminarhaus sowie Begegnungsstätte für Erwachsene und Jugendliche und ist weit über die Region bekannt.

 

Die Gründung des Hauses Gutenberg ist der Initiative des Balzner Frühmessers Jakob Josef Jauch und Fürstin Franziska von Liechtenstein zu verdanken. In ihrem Auftrag entstand 1854 bis 1856 auf dem südlichen Ausläufer des Burghügels Gutenberg ein dreistöckiger, klassizistischer Bau. Die darin geplante Erziehungsanstalt für Knaben wurde allerdings nicht eingerichtet und in der Folge stand das von der Bevölkerung bald «Schloss» genannte Gebäude mehrere Jahre leer. Pläne zum Ausbau des Hauses zu einer fürstlichen Residenz zerschlugen sich ebenfalls. Das mittlere Stockwerk wurde jedoch zu einer Absteige für den Fürsten eingerichtet, das untere diente als Weinschenke.

 

1873 verpachtete Fürst Johann II. das Gebäude an den Orden der Schwestern der christlichen Liebe. Sie führten darin eine höhere Töchternschule mit Pensionat. Sie errichteten drei weitere Gebäude, u.a. ein zweigeschossiges Schulhaus mit Schlafräumen und ein Ökonomiegebäude an der Elgagass. Infolge des Ersten Weltkriegs mussten sie jedoch den Lehrbetrieb 1918 einstellen.

 

1920 pachteten die Schwestern der Anbeterinnen des Blutes Christi das Haupthaus von Fürst Johann II. und richteten ein Noviziat ein. 1922 erwarben sie die restlichen Gebäude von ihren Vorgängerinnen. Sie führten eine Haushaltungsschule für Mädchen, nahmen Gäste in Pension und  widmeten sich der Krankenpflege. 1924 verkaufte Fürst Johann II. das Gebäude an die Gemeinde Balzers mit der Auflage, den Schwestern den weiteren Verbleib zu ermöglichen. Sie zogen 1935 nach Schaan und erbauten dort das Kloster St. Elisabeth mit Institut.

 

Im selben Jahr kaufte die Kongregation der Missionare Unserer Lieben Frau von La Salette die Gebäude von der Gemeinde Balzers und von den Schwestern vom Kostbaren Blut und führte von 1935 bis 1939 zur Erweiterung ihres Gymnasiums Untere Waid in Mörschwil ein Progymnasium. Von 1939 bis 1941 und von 1945  bis 1954  diente Gutenberg als Noviziatshaus der schweizerischen Provinz der Salettiner-Patres. Zwischenzeitlich waren von den Nationalsozialisten aus Feldkrich vertriebene Jesuiten auf Gutenberg untergebracht.

 

Ab 1954 führten die Salettiner-Patres auf Gutenberg ein Lyzeum und unterrichteten dort die 7. und 8. Gymnasialklasse. Rund 140 Schüler absolvierten auf Gutenberg die Matura, unter ihnen auch mehrere Liechtensteiner.1973 wurde das Lyzeum Gutenberg geschlossen.

 

Die Salettiner verfolgten das Ziel, das Haus als Stätte der Bildung zu erhalten. Nach Renovations- und Umbauarbeiten am Haupthaus und einem zusätzlichen Neubau wurde 1985 das Bildungshaus Gutenberg für Jugendliche und Erwachsene eröffnet. 2004 übernahm die Stiftung Haus Gutenberg die Leitung des Bildungshauses.

 

Das Haus Gutenberg ist eine der Erlebnisstationen des Liechtenstein-Wegs.

 

Weiterführende Literatur

  • Herrmann, Cornelia: Die Kunstdenkmäler des Fürstentums Liechtenstein. Neue Ausgabe. Bd. 2: Das Oberland. Bern 2007.
  • Herrmann, Cornelia: Werden und Wandel. Zur Geschichte des sakralen Kulturguts in Balzers. Balzers 2018.
  • Mäder, Eduard: Gutenberg (Lyzeum, Bildungshaus), in: Historisches Lexikon FL online
  • Zink, Ludwig et al.:  Haus Gutenberg. Festschrift. 50 Jahre Missionare von La Salette auf Gutenberg. Eröffnung Haus Gutenberg. Balzers 1985.